Nachhaltige Mitarbeiterbeschaffung als neuer Standard
Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz steigt seit Jahren stetig an. Das zeigt sich vor allem bei der jüngeren Bevölkerung. Der nachhaltige Lebensstil der neuen Arbeitnehmergenerationen beeinflusst auch die Arbeitgeberwahl. Unternehmen, die sich Umwelt- und Klimaschutz auf die Fahne geschrieben haben, haben hier einen klaren Vorteil.
Was verstehen Unternehmen unter Nachhaltigkeit?
Wie eine Befragung zur nachhaltigen Unternehmensführung zeigt, bedeutet Nachhaltigkeit für viele Unternehmen vor allem das dauerhafte wirtschaftliche Überleben. Über 87 Prozent assoziieren Nachhaltigkeit mit ökonomischen Fakten wie beispielweise der Gewährleistung ausreichender Liquidität. Rund 66 Prozent denken bei Nachhaltigkeit vor allem an die soziale Sphäre im Sinne von Aktivitäten, die auf Belegschaft und Gesellschaft gerichtet sind. Lediglich drei Fünftel haben dabei die Schonung der Umwelt im Sinn.¹
Angaben in Prozent²
Was kann die Personalabteilung in Sachen Nachhaltigkeit machen?
Was Nachhaltigkeit für die Personalabteilung bedeuten kann, zeigt sich in den Recruiting Trends 2020. Hier steht das Green Recruiting ganz oben auf der Agenda. Green Recruiting heißt, sich dem nachhaltigen Lebensstil der jungen Arbeitnehmergeneration anzupassen und HR-Prozesse umweltschonend zu gestalten. In Bezug auf Recruiting bedeutet das, bereits zu Beginn der Employee Journey umweltschonende Faktoren in den Recruiting-Prozess mit einzubeziehen.
Green Recruiting kann auf jeden Prozessschritt der Rekrutierung übertragen werden. Gleichzeitig kann eine neue unternehmensweite Umweltstrategie, übertragen auf innerbetriebliche HR-Faktoren, für einen erfolgreicheren Recruiting-Prozess sorgen. Am Ende profitieren sowohl der Bewerber als auch die Personalabteilung und das Unternehmen von einem nachhaltigen Recruiting-Prozess.
Fakten-Check: Umwelt- & Klimaschutz
Spricht man von Umwelt- und Klimaschutz, geht es vor allem um einen überlegten Verbrauch von Rohstoffen, eine entsprechende Abgabemenge von Emissionen an die Umwelt, welche vom Ökosystem absorbiert und verarbeitet werden können, und um das Unterlassen von Aktivitäten, die das Ökosystem negativ beeinträchtigen können. Diese Regeln lassen sich in der ersten Phase der Employee Journey auf vielfältige Weise umsetzen.
First Step: Verzicht auf Papier
Bewerbungsunterlagen in Papierform strapazieren nicht nur die Umwelt. Für die Personalabteilung bedeuten sie vor allem enorme Mehrarbeit. Bewerbungsmappen müssen manuell eingescannt und in das digitale Bewerbertool übertragen werden. Das kostet unnötig viel Zeit.
Wie eine Bitkom-Befragung zeigt, erwarten 9 von 10 Unternehmen eine digitale Bewerbung.
Digital kann in diesem Zusammenhang vieles bedeuten. So kann die Personalabteilung ihre Recruiting-Kanäle beispielsweise über ein automatisiertes Bewerbungs-Tool abwickeln oder in den sozialen Netzwerken auf die Suche nach passenden Bewerbern gehen.
Ein strikter Verzicht auf die unnötige Papierflut ist für alle Parteien also der einfachste und gleichzeitig der dankbarste Weg, die Umwelt zu schonen. Der Bewerber spart sich das Geld für die teuren Bewerbungsmappen, das Briefporto sowie den Weg zur Post. Die Personalabteilung erspart sich das Papierchaos und kann freiwerdende Ressourcen in andere Personalbereiche investieren.
Virtuelles Kennenlernen
Face-to-Face-Termine sind seit diesem Jahr eine echte Seltenheit geworden in unserem beruflichen Alltag. Wir haben uns arrangiert mit den virtuellen Meetings. Digitale Bewerbungsgespräche sind eine gute Alternative zum persönlichen Kennenlernen vor Ort. Ausgestattet mit einer Webcam steht einem virtuellen Vorstellungsgespräch nichts mehr im Wege. So entfallen lange und teure Fahrtwege und der CO2-Abdruck wird verringert.
Eine gemeinsame Umfrage des Personalmagazins und der Recruiting-Plattform Softgarden, an der 1.788 Bewerber und 130 Recruiting-Verantwortliche teilnahmen, zeigte, dass sich 89 Prozent der Bewerber vorstellen können, ein Jobinterview virtuell zu führen. 27 Prozent der befragten Bewerber haben in den vergangenen Wochen an einem Vorstellungsgespräch per Videocall teilgenommen.⁴
Nachhaltiges Büro
Um in der Gunst der wertvollen Fachkräfte ganz oben zu landen, glänzt man im Recruiting-Prozess am besten mit einem nachhaltigen Büro. Das beinhaltet nicht nur die Büroausstattung, auch Verbrauchsmaterialien und die Auswahl von Lieferanten spielen hier eine große Rolle. Bietet man dem Bewerber erstmal einen Kaffee an, frisch gebrüht aus einer der beliebten bunten Kaffeekapseln, ist man in Sachen Nachhaltigkeit nicht gerade ein Vorreiter. Büromaterial, Verbrauchsgüter und Bürogeräte jeglicher Art können heute recycelt, upcycelt und ressourcensparend eingekauft werden. Das gilt für Kaffee und Kugelschreiber genauso wie für Drucker und PC-Hardware. Will man Bürogeräte nachhaltig kaufen, sollte grundsätzlich auf hohe Energieeffizienz Wert gelegt werden. Ein langer Lebenszyklus des Gerätes ist dabei auschlaggebend.
Dienstreisen: Der Verzicht auf lange Dienstreisen mit dem obligatorischen Firmenwagen kann durch das Angebot einer Bahncard ersetzt werden. Ist dies nicht möglich oder erwünscht, ist die Einschränkung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge eine echte Alternative.
Betriebskosten: Auch bei Strom und Wasser kann auf die CO2-Bilanz geachtet werden. Durch Ökostrom und erneuerbare Energien lassen sich erhebliche Mengen CO2 einsparen. Bei der Auswahl des richtigen Anbieters sollte auf eine entsprechende Zertifizierung geachtet werden.
Warum in Nachhaltigkeitsmanagement investieren?
Gutes Unternehmensimage: Potenzielle neue Mitarbeiter, Kunden, Investoren oder Partner achten heutzutage immer häufiger auf den ökologischen Fußabdruck der Unternehmen. Umweltschutz kann im immer stärker werdenden Konkurrenzkampf ein echter Vorteil sein.
Höhere Erfolgschance bei gewünschter Bewerber-Zielgruppe: Viele Mitarbeiter wollen sich mit den Werten ihres Arbeitsgeber identifizieren. Die Werte und die Unternehmenskultur sind beim Recruiting-Prozess also klare Indizien für die Arbeitsgeberwahl.
Ethische Investition: There is no Planet B! So einfach ist das. Umwelt- und Klimaschutz sind eine dringend notwendige ethische Investition, die für keinen Menschen und kein Unternehmen optional sein sollte. Selbst mit kleinen Schritten lassen sich positive Veränderungen bewirken.
¹ Institut für Nachhaltige Unternehmensführung: Nachhaltige Unternehmensführung lohnt sich. Messung der Nachhaltigkeit, von Prof. Dr. Uwe Hannig und Philipp Tachkov, aufrufbar unter: http://imis.de/portal/load/fid816042/Studie%20zur%20nachhaltigen%20Unternehmensf%26%23252%3Bhrung.pdf, 28.09.2020, 10:25 Uhr
² In Anlehnung an Abbildung 2 aus: Institut für Nachhaltige Unternehmensführung: Nachhaltige Unternehmensführung lohnt sich. Messung der Nachhaltigkeit, von Prof. Dr. Uwe Hannig und Philipp Tachkov, aufrufbar unter: http://imis.de/portal/load/fid816042/Studie%20zur%20nachhaltigen%20Unternehmensf%26%23252%3Bhrung.pdf, 28.09.2020, 10:25 Uhr
³ In Anlehnung an die Abbildung: Wie Personaler die Unterlagen von Job-Interessenten am liebsten erhalten wollen, aus Bitkom Studie: Die Bewerbungsmappe ist tot, aufrufbar unter: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Die-Bewerbungsmappe-ist-tot.html, 28.09.2020, 13:35 Uhr
⁴ Umfrage Softgarden & Personalmagazin: Recruiting in Zeiten von Corona, aufrufbar unter: https://go.softgarden.de/hubfs/DE_Marketing_Content/DE_Umfrage_Recruiting%20in%20Zeiten%20von%20Corona/sg-umfrage-corona-0520-v2-SCREEN.pdf?utm_campaign=DE_Umfrage_Recruiting%20in%20Zeiten%20von%20Corona&utm_medium=email&_hsmi=88183900&_hsenc=p2ANqtz-9DpibWHyy8WiYqKaqOLLo19GaQUcrwotD28BegsVexsr-rFAFS2KOsDj8cufkRcKjtEFB0XE0QVcRduW4Z3uIHFZEYKqyqW9R-gMEEjh44zHtRh34&utm_content=88183900&utm_source=hs_automation, 08.10.2020, 10:48 Uhr