Oft wird die Frage, wie umwelt- und ressourcenschonend Informations- und Kommunikationstechnik wirklich ist, bei der Auswahl von Softwareanbietern nicht beachtet. Dabei spielt die Nachhaltigkeit und damit die Optimierung des Ressourcenverbrauchs während der Herstellung, des Betriebs und der Entsorgung eine wesentliche Rolle.
Umwelt vs. Digitalisierung
Die Digitalisierung hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Umwelt. Im Jahr 2020 besaß jeder Mensch im Durchschnitt 3,4 vernetzte elektronische Geräte, weltweit also insgesamt 26,3 Milliarden Stück.¹ Alle ausgestattet mit der passenden Software. Dabei vergessen viele häufig, wie umweltintensiv und schadstoffbelastet allein die Herstellung von Hardware ist. Zudem findet die Produktion oft an Standorten mit hohen Kohlestromanteilen im Strommix statt. Durch geplante Überalterung haben Geräte häufig nur einen sehr kurzen Lebenszyklus. Die Hürde, sich ein neues Gerät zuzulegen ist wesentlich niedriger, als das kaputte in Reparatur zu geben. Gleichzeitig hinterlassen Elektronikgeräte nur schwer wiederverwertbaren E-Waste.
Dazu kommt der erhebliche Stromverbrauch. Der Einsatz von informations- und- kommunikationsbasierten Technologien und Diensten macht derzeit etwa 4 bis 7 Prozent des weltweiten Strombedarfs aus. Bis 2030 wird mit einem Anstieg auf bis zu 15 Prozent gerechnet. Die dabei erzeugten CO2-Emissionen in diesem Sektor beliefen sich im Jahr 2018 auf 2,5 bis 3 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und sollen bis 2030 sogar auf einen Anteil von bis zu 8 Prozent anwachsen können. Der Energie- und Ressourcenverbrauch ist sowohl für die Produktion von ITK-Endgeräten als auch für den Betrieb von Geräten, Netzen und Rechenzentren also erheblich.²
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Was ist digitale Nachhaltigkeit?
Digitale Nachhaltigkeit sieht vor, dass digitale Wissensgüter ressourcenschonend hergestellt, frei genutzt, kollaborativ weiterentwickelt und langfristig zugänglich gesichert werden.³
Dabei beschäftigt sich digitale Nachhaltigkeit mit der Frage, wie in der heutigen, durch Digitalisierung geprägten Gesellschaft, ein ethisch verantwortbarer Umgang mit digitalen, immateriellen Gütern möglich ist.⁴
Digitale Ressourcen werden dann nachhaltig verwaltet, wenn ihr Nutzen für die Gesellschaft maximiert wird, sodass die digitalen Bedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen erfüllt werden. Der gesellschaftliche Nutzen ist dann maximal, wenn die digitalen Ressourcen der größten Anzahl von Menschen zugänglich und mit einem Minimum an technischen, rechtlichen und sozialen Restriktionen wiederverwendbar sind. Digitale Ressourcen sind Wissen und kulturelle Artefakte digital repräsentiert als Text, Bild, Audio, Video oder Software.⁵
Was umfasst digitale Nachhaltigkeit?
Digitale Nachhaltigkeit umfasst auf der Mikroebene, offene Speicherformate und Software-Systeme. Das ermöglicht freien Zugang zu digitalen Ressourcen und Gütern für möglichst viele Menschen und sichert eine Form der digitalen Gerechtigkeit und globalen Teilhabe.⁶ Dabei muss zusätzlich gewährleistet sein, dass Informationen sicher vor Manipulationen sind und dass bei vertraulichen Angaben der Datenschutz gewährleistet ist. Drittens braucht es für die nachhaltige Entwicklung unserer Wissensgesellschaft auf Makroebene die geeigneten Strukturen und Regeln, sodass Abhängigkeiten von Firmen und Staaten reduziert und Innovation und Wettbewerb bei Informations- und Kommunikationssystemen gefördert werden.⁷
Digitale Nachhaltigkeit im Überblick:
- Reduktion des Energie- und Materialverbrauchs bei der Herstellung von Hardware
- Freie und Open-Source-Software: Abschaffung von herstellerspezifischen Lizenzen, Herstellerbindung & Hardware/Software-Kopplung
- Green Hosting: Erneuerbare Energie für das Hosting von Rechenzentren
- Stromeinsparung durch sinkende Energieintensität pro Rechenleistung und verbesserte Strommanagementsoftware
- Verlängerung der Lebensdauer von Hardware fördern
- Entsprechend umweltfreundliche Entsorgung der Hardware
- Reparaturkultur: Reparaturfreundliches Produktdesign, einfacher Zugang zu Ersatzteilen und den Erhalt der Garantie auch bei Reparatur
- Recyclingfähigkeit sollte bereits beim Design mitgedacht werden, um zum Beispiel Metalle beim Recycling extrahieren zu können⁸
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Digitale Nachhaltigkeit ohne Greenwashing
Bei vielen HR-Abteilungen und Unternehmen steht das Thema Nachhaltigkeit noch nicht oder noch nicht seit Langem auf der Agenda. Um trotzdem mit den Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit glänzen zu können, betreiben die ein oder anderen Unternehmen Green Washing. Die ökologische und umweltbewusste Inszenierung bleibt jedoch selten unentdeckt. Denn sowohl die Mitarbeitenden als auch Kunden und Partner sind in der Lage, Green-Washing-Kampagnen zu durchschauen. Hier gilt es, Authentizität an den Tag zu legen und mit durchdachten Maßnahmen und Konzepten in der Praxis zu überzeugen.
¹ https://www.industr.com/de/vernetzte-geraete-pro-kopf-bis-in-deutschland-1674298
² Bloklima: Nachhaltige Hard- und Software – für eine bessere (IT-)Welt (heise)
³ http://www.digitale-nachhaltigkeit.unibe.ch/forschung/digitale_nachhaltigkeit/index_ger.html
⁴ https://digitale-nachhaltigkeit.net/
⁵ https://digitale-nachhaltigkeit.net/
⁶ https://www.estandards-mittelstand.de/blog/digitale-nachhaltigkeit/
⁷ Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit, 2017, aufrufbar unter: https://www.digitale-nachhaltigkeit.unibe.ch/forschung/digitale_nachhaltigkeit/index_ger.html
⁸ Bloklima: Nachhaltige Hard- und Software – für eine bessere (IT-)Welt (heise)