Keine leeren Versprechungen
Eine gelungene Stellenausschreibung, die sich nicht nach einer Waschmaschinenwerbung anhört, liest man heutzutage leider nur selten. In vielen Fällen lassen sich die üblichen Phrasen mit Leichtigkeit auf jedes Unternehmen übertragen. Welche Auswirkungen das jedoch auf die Employee Experience der einzelnen Mitarbeiter hat, ist nur wenigen bewusst.
Same same but different: So heben Sie sich ab
Das ist gar nicht so leicht, Stellenanzeigen zu formulieren, die zwar ihren Zweck erfüllen, aber nicht in der Masse der gesichtslosen Jobbeschreibungen untergehen. Sein Licht unter den Scheffel zu stellen ist keine Option. Man möchte seinem zukünftigen Mitarbeiter natürlich nicht vorenthalten was er verpasst, wenn er nicht Teil des Teams wird. Also schließt man sich den nichtssagenden Floskeln einfach an. Schließlich sind wir doch alle dynamisch, leben den Teamspirit auch neben den regulären Arbeitszeiten, bekommen ausgezeichnete Gehälter überwiesen und ergötzen uns nicht selten am frischen Obst, das tagtäglich frisch am Empfang zu finden ist. Hört sich sicher fantastisch an, aber mit der Realität hat das in vielen Fällen nichts zu tun. Wer sich in Selbstbeweihräucherung verliert, verliert spätestens dann auch an Glaubwürdigkeit, wenn die erste kununu-Bewertung das Gegenteil behauptet.
Authentizität – Das Zauberwort
Keiner schaut der Wahrheit gerne ins Gesicht, das geht uns allen nicht nur morgens nach dem Aufstehen so. Auch bei Stellenbeschreibungen verliert sich der ein oder andere gern in blumigen Umschreibungen, anstatt die Karten auf den Tisch zu legen. Was aber wirklich zählt, vergessen viele: Authentizität! Nichts ist überzeugender als das Original, das zu kleinen Fehlern steht und keinen Hehl aus Misserfolgen macht.
Unternehmen tun sich keinen Gefallen damit, einem neuen Bewerber das Gelbe von Ei zu versprechen. Irgendwann sitzt der neue Mitarbeiter ja doch im Büro und erfährt am eigenen Leib, ob sich die Versprechungen und Anpreisungen aus der Stellenbeschreibung bewahrheiten oder alles nur heiße Luft war.
Was ist bei Stellenanzeigen wirklich wichtig?
- Bei Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern ist in 82 Prozent die Personalabteilung für die Stellenbeschreibung verantwortlich. Intensive abteilungsübergreifende Absprachen und Kommunikation zur jeweiligen Stelle ist dabei essenziell.
- Eine konkrete Beschreibung der Arbeitsinhalte ist dabei für 90 Prozent der potenziellen Bewerber ausschlaggebend. Dabei sollte die Stellenbezeichnung verständlich beschrieben werden.
- Die Angabe von Arbeitsort und mögliche Reisetätigkeiten beeinflussen zu 86 Prozent die Bewerbungsabsichten der Kandidaten.
- 84 Prozent wollen in der Stellenbeschreibung eine genaue Spezifikation zum Stellentitel sehen.
- 78 Prozent sehen Angaben zu Zusatzleistungen als entscheidenden Einflussfaktor.
- Informationen zur Unternehmenskultur stehen bei 67 Prozent ganz vorne. Bewerber wollen alle relevanten Informationen bereits in der Stellenanzeige lesen, um sich schon zu Beginn des Bewerbungsprozesses ein konkretes Bild von ihrem zukünftigen Arbeitgeber machen zu können.¹
Interessant sind hier die Ergebnisse einer Studie, die zeigen, dass lediglich ein Drittel der Befragten der Meinung ist, dass Unternehmen sich als authentische Arbeitgeber präsentieren.² Der Bewerber setzt dabei natürlich voraus, dass angegebene Informationen weitestgehend wahrheitsgetreu und ehrlich wiedergegeben werden und ein authentisches Bild des Unternehmens widerspiegelt.
Auswirkungen auf die Employee Experience
Show and Shine ist bei Stellenbeschreibungen also nicht angesagt. Die Employee Experience beginnt bereits im Bewerbungsprozess. Eine Stellenbeschreibung ist die Visitenkarte des Unternehmens und sollte nicht unterschätzt werden. So haben sich beispielsweise 54 Prozent der Kandidaten schon einmal aufgrund einer unattraktiv gestalteten Stellenanzeige gegen eine Bewerbung auf eine inhaltlich passende Stelle entschieden.
In der Regel ist die Stellenanzeige der erste Kontaktpunkt zwischen Kandidaten und potenziellen Arbeitgebern. Hier muss der erste Eindruck stimmen. Ist der Bewerber erst einmal im neuen Job angekommen und erkennt dann eine zu große Diskrepanz zur Realität, rächt sich die unehrliche Stellenbezeichnung und das falsch übermittelte Selbstbild des Unternehmens binnen kürzester Zeit. Nämlich dann, wenn sich der neue Mitarbeiter direkt wieder aus dem Staub macht.³
What you see is what you get!
So sollte es sein. Der Bewerber sollte, am neuen Arbeitsplatz angekommen, das sehen, was er in der Stellenanzeige gelesen hat. Auch klar, dass man dem Bewerber nicht die kompletten Pain Points des Unternehmens präsentiert, nichtsdestotrotz spart man sich Zeit und Geld, wenn der Bewerber weiß, worauf er sich einlässt.
¹ ² ³ StepStone Studie: Jobsuche im Fokus, 2018, aufrufbar unter: https://www.stepstone.de/hr-studies/stepstone-jobsuche-im-fokus.pdf, 21.07.2020, 13:01 Uhr