Das Talent im Mittelpunkt
Der Fokus Mensch wird in Zeiten von künstlicher Intelligenz und Digitalisierung oft vernachlässigt. Besonders im Recruiting darf der Mensch aber nicht in den Hintergrund rücken. Anstatt sich in der Stellenanzeige und Bewerbungsgesprächen als Unternehmen erst einmal selbst zu belobhudeln und sich im eigenen Schein zu sonnen, sollten Unternehmen ihre Bewerberansprache mehr an den Bedürfnissen ihrer potenziellen neuen Mitarbeiter ausrichten und den Bewerber mehr in den Mittelpunkt stellen. Umso wichtiger ist es, sich als Personalabteilung hier wieder klar zu positionieren.
Was bedeutet Candidate Centricity?
Candidate Centricity beschreibt einen bewerberzentrierten Ansatz, der die Personalabteilung vom Recruiting-Prozess bis zum Onboarding dazu anhält, den Bewerber in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen. Dabei werden die Bedürfnisse des Bewerbers in jedem Prozessschritt berücksichtigt. Dabei muss sowohl die Personalabteilung als auch das Unternehmen organisatorische, unternehmerische und strategische Prozesse optimieren und entsprechend anpassen.
Die 4 wichtigsten Grundbausteine für eine erfolgreiche Candidate Journey
1. Karriere-Website: Die Gestaltung der Karrierewebseite sollte zum Vorteil des Bewerbers gestaltet sein
- Karriere-Website lässt sich mit nur einem Klick öffnen
- Stellenangebote lassen sich filtern
- Nutzer mobiler Endgeräte können die Karriere-Website problemlos ansehen
2. Stellenanzeige: Selbstverherrlichende Standardtextbausteine in Stellenanzeigen sind zu vermeiden
- Jobanforderungen klar und verständlich formulieren
- Vermeidung von Standard-Filtern in Online-Tools
- Vorteile und Benefits für Mitarbeiter hervorheben
- Nennung einer Kontaktperson, die für Rückfragen und Bewerbungen zuständig ist
3. Bewerbung: Der Bewerbungsprozess sollte einfach und unkompliziert abgebildet werden
- Bewerbungen können in verschiedener Form eingereicht werden
- Mobile Bewerbung muss möglich sein
- Transparenter Prozess: Der Bewerber wird im Vorfeld über den Ablauf des Bewerbungsprozesses informiert
- Der Bewerber wird regelmäßig über den aktuellen Stand seiner Bewerbung in Kenntnis gesetzt
- Raum für Rückfragen
- Auf qualitative Bewertung achten
- Ein gleichbleibender Ansprechpartner während des gesamten Bewerbungsverfahrens
4. Rückmeldung: Kein Feedback ist keine Option
- Jede Bewerbung wird beantwortet
- Rückmeldungen erfolgen schnell und sind an den Kandidaten persönlich gerichtet
- Begründete Absagen versenden
- Rückmeldungen nennen einen Ansprechpartner
- Vermeidung von Standard-Floskeln
- Rückmeldungen enthalten Informationen über den weiteren Ablauf des Bewerbungsprozesses
- Warmhalten verboten
Was ein falsches Mindset bewirken kann
Eine negative Candidate Experience beeinflusst nicht nur die Talent-Pipeline, sie kann sich auch negativ auf das gesamte Unternehmen auswirken. Die Studie fand heraus, dass 53 Prozent der Kandidaten wahrscheinlich nicht mehr bei einem Unternehmen einkaufen würden, bei dem sie sich beworben und keine Antwort auf ihre Bewerbung erhalten haben. 52 Prozent würden nach einer schlechten Erfahrung im Vorstellungsgespräch genauso reagieren und das Gleiche gilt auch für 54 Prozent, die nach einem Vorstellungsgespräch nie mehr etwas vom Arbeitgeber gehört haben.¹
Digitale Tools für eine verbesserte Candidate Experience
Digitale HR-Tools entlasten die Personalabteilungen zum einen in Bezug auf zeitfressende administrative HR-Aufgaben damit der Mensch wieder in den Fokus rückt. Zum anderem automatisiert und beschleunigt HR-Technologie zeitintensive Prozessschritte innerhalb des Bewerbungsprozesses. Mit der Einführung einer digitalen Personalakte wird ein Bewerber mit nur einem Klick ein neuer Mitarbeiter. Durch die automatische Überführung der Bewerbungsunterlagen in die digitale Personalakte des neuen Mitarbeiters werden HR-Dokumente und Mitarbeiterdaten standortübergreifend allen HRlern, der jeweiligen Führungskraft und dem neuen Mitarbeiter digital zur Verfügung gestellt. Das ermöglicht einen schnellen und unkomplizierten Austausch von HR-Dokumenten und führt zu einer erfolgreichen Candidate Journey.
Fazit
Die Wertschätzung eines Bewerbers ist nicht nur eine Frage von ellenlangen Maßnahmenkatalogen, modernen Bewerbertools oder hippen Social-Media-Strategien. Es ist schlichtweg eine Verständnisfrage. Das Selbstverständnis eines mitarbeiterzentrierten Mindsets muss sich im Recruiting erst einmal etablieren, um Bewerber nicht an bereits mitarbeiterfokussierte Wettbewerber zu verlieren.
¹ https://arbeitgeber.careerbuilder.de/blog/4-tipps-fuer-eine-bessere-candidate-experience, 10.12.2020, 14:16 Uhr